Ich hatte mir vorgenommen, selber nachzusehen. Und genau so war es richtig. Als ich kurz vor Mitternacht, extra noch wach geblieben, im Treppenhaus die Etagen auf Deck 6 des Schiffes hoch ging, war es noch eher so etwas wie ein Termin, den ich mir gesetzt hatte. Wir befanden uns schon südgehend, also auf dem Rückweg der Route von Kirkenes nach Bergen. Und die Chancen auf eine Nordlicht-Nacht schwinden da natürlich langsam. Ich wünschte mir für meine Reisegruppe, aber auch für mich und alle anderen Mitreisenden ein tolles Nordlicht mit unvergesslicher Erinnerung.
Oben drückte ich die schwere Eisentür auf, und hatte gar nicht erst angefangen, mich an eine dunkle Stelle zu begeben, um meine Augen einzugewöhnen. Nein, einfach gleich der Schnelltest: Handy in alle Richtungen gen Himmel halten, auslösen, und sich das Ergebnis ansehen, egal ob scharf oder nicht. Auf die Farbe kommt es an. Dazu muss man natürlich die richtige Kamera im Gerät haben. Mein Smartphone habe ich extra dafür gekauft, meine teuerste Kamera im Leben. Gleich das zweite Bild zeigte “GRÜN”. Ich blickte dann sofort doch deutlich konzentrierter in den Himmel, sah direkt über mir die Schwingungen des Nordlichts in Wolkenfarbe, und eilte hinunter unter Deck.
An der Rezeption zeigte ich mein Foto, und es wurde der “Nordlicht-Alarm” im Kabinenbereich der Gäste, die diesen aktiviert hatten, ausgelöst. So kamen dann die Mitreisenden in Scharen hoch auf Deck 6 am Heck. Was für eine Freude, ein Spass, ein Lichtspektakel. Es wurde immer mehr, immer grüner, überall um uns herum. Einfach traumhaft. Da es ein wenig schaukelte, legte ich mich aufs Plastikdeck (Helikopter-Deck) und einige machten mir das nach. War auch ganz bequem sogar, aber man musste aufpassen, nicht von Himmelsguckern aus Versehen übersehen zu werden. Und es war kalt, eisig windig.
Das Nordlicht tanzte um uns herum, über uns, zu allen Seiten. Wir befanden uns südlich von Berlevag in der Barentsee.
Dann begab ich mich noch nach vorne zum offenen Deck am Bug. Was für ein Ausblick! Trotz WhatsApp in die Reisegruppe blieb ich dort bis zum Ende der “Show” alleine und genoss den Blick in den Nachthimmel und das tanzende Grün um mich herum. Grün wohl gemerkt auf meiner Kamera, aber mit den Augen ganz klar in Bewegung, und hier und da die ganze Zeit über auch mal deutlich und leicht farbig zu erkennen.