Ich poste hier eine schriftliche Beratung bzw. Antwort auf einige Fragen zu Antarktisreisen. Denn ich denke, das interessiert auch andere zukünftige Reisende.

Gruppenreisen mit Hurtigurten – werden diese wieder aufgelegt?

“Als mitreisende Reiseleiterin auf Hurtigruten Expeditions bin auch ich sehr an der Weiterführung der Gruppenreisen interessiert. Ich hoffe, dass sie wieder ins Programm aufgenommen werden in der Zukunft. Für die Antarktis gibt es noch eine Gruppenreise: Am 19. November 2022 fliegen wir gemeinsam nach Buenos Aires, in meine alte Heimat (damals für Hurtigruten dort gearbeitet und gelebt vor ca. 15 Jahren).”

Nur 100 Passagiere an Land auf Schiffen mit max. 500 Passagieren (MS Roald Amundsen, MS Fridtjof Nansen) – Reicht die Zeit?

“Die Beschränkung auf 100 Passagiere auf einmal an Land besteht ja schon lange und ich habe es nie als ein grundsätzliches Problem auf Seiten der Gäste erlebt. Entsprechend ist natürlich auch immer nur 1 Schiff zur Zeit vor Ort. Es gibt genug Auswahl an Orten für Aktivitäten rund um die Antarktische Halbinsel und im Fahrtgebiet, das die meisten Reedereien nutzen. Und das Wetter muss ja auch mitspielen, damit überhaupt angelandet oder etwas durchgeführt werden kann, was angedacht war. Im Januar waren wir mit der Roald Amundsen unterwegs, nicht voll belegt. So hatten wir meistens sogar 1,5 Stunden an Land pro Person. Der Bewegungsradius an den Anlandestellen ist häufig gar nicht gross, und manchmal macht der Schnee den Gang etwas beschwerlich. Somit braucht man an sich gar nicht überall 60 Minuten, sondern auch schon 30 Minuten bei den Pinguinen, die nahebei wohnen, sind schön und ausreichend als Eindruck. Immer bedenken, dass es ja jeden Tag aufs Neue wieder etwas zu erleben und beobachten gibt. Das sind am Ende sehr viele neue Eindrücke. Oder beim Besuch einer Forschungsstation von innen, was seit Covid natürlich nicht angeboten wird. Wenn ein Hike angeboten wird, bleibt man natürlich bei der Gruppe mit dem Expeditionstem und somit ggf. länger an Land. Das Rotieren der Gruppen habe ich noch nie als ein Problem unter Gästen in Bezug auf die Laune empfunden. Zumal sich die meisten Passagiere selbst vorab gut und lange informieren, bevor Sie eine Antarktisreise buchen.”

Was passiert sonst als Programm, bzw. für die anderen Gäste, die nicht gerade an Land sind?
Auslosen von Teilnahme

“Es gibt ausser den inkludierten Landgängen für alle Passagiere viele besondere und teils kostenpflichtige Aktivitäten, für die man sich als Interessent anmelden kann. Bei einigen wird ausgelost. Wie zum Beispiel die Hurtigruten Amundsen-Nacht an Land. Wegen der Pandemie erfolgte im Januar keine Zusammenlegung, so dass entweder Paare oder Einzelreisende teilnahmen pro Zelt. Von meiner Reisegruppe waren über 10% der Plätze ausgelost worden. Es gab auch Nachrücker. Es gibt zwar mehr Interessenten als Plätze, aber es ist nicht kostenlos, und so ist es eine relativ kleine Zahl von Interessenten. Beim Kajaken verhielt es sich ähnlich, auch da gab es Gruppen, in die man hinein gelost wurde, und das Stattfinden ist stark wetterabhängig. Es ist eben eine Expeditions-Seereise, und die Gäste lassen sich darauf positiv ein, inklusive der Abläufe. Kürzlich auf der Islandreise mit Hurtigruten Expeditions habe ich meine Reisegruppe schon vorab informiert über den Ablauf der Ausflüge, das hat ihnen geholfen, alles entspannt anzunehmen. Ich habe keine negativen Erfahrungen gemacht. Und fällt mal eine Anlandung wetterbedingt aus, wird sofort an Bord ein Programm von den Experten im Expeditionsteam angeboten. Meistens gibt es mehr Aktivitäten an Bord durch das Expedition Team, als man mitnehmen möchte.”

Auf Spuren der historischen Entdecker der Antarktis, Expeditionen

“An vielen Anlandestellen geht es um Tierbeobachtung, an anderen werden Historie und Tierwelt kombiniert – manchmal muss man sich auch entscheiden, was man davon sehen möchte. Wir waren zum Beispiel im Januar auch auf Stonnington Island, wobei die Hütten dort nicht so historisch sind, wie von den ersten Entdeckern. Trotzdem unglaublich in interessant, und museal aufgearbeitet dargestellt für Touristen. Deception Island hat in Whalers Bay alte Gebäudereste aus Walfängerzeiten, Esperanza sogar eine historische Hütte von der schwedischen Expedition 1901. Aber da die Route nicht vorher bekannt gegeben wird, und Anlandungen nie garantiert werden können aufgrund des wechselnden Wetters, können Sie z.B. keine Tour mit einem Stop in Elephant Island (was mich extrem beeindruckt hat aufgrund der Geschichte) vorab buchen. Mit Südgeorgien im Fahrplan (Hurtigrutens MS Fram mit max. 250 Passagieren und viel Landgangzeit) kann man manchmal die Chance zu einer historischen Wanderung bekommen. Ich weiss aber nicht, welche Reedereien das sonst anbieten. Verlassene Walfangstationen sind schon auch spannend finde ich. Aktive Forschungsstationen sind aktuell statt historisch und für mich immer ein Highlight für die Gäste. Wenn sie dann wieder stattfinden können irgendwann.”

Vielen  Dank für die interessierten Fragen!

Q & A – Antarktis mit einem grösseren Schiff?